01. November 2024 – In der Weiterbildungs- und Führungsdebatte etabliert sich zurzeit gerade ein neuer Begriff: Learnfluencer. Denn es entwickelt sich zunehmend zu einer Führungsaufgabe, die Mitarbeiter zum Lernen zu motivieren und sie hierbei zu unterstützen.
Der Change- und somit Lernbedarf in den meisten Unternehmen steigt – bereichsübergreifend. Deshalb kann er oft nicht mehr zeitnah mit zentral organisierten Maßnahmen befriedigt werden; auch weil der Lernbedarf der Bereiche und deren Mitarbeitern immer spezieller bzw. individueller wird.
Das Lernen wird ein integraler Teil des Arbeitsalltag
Deshalb verlagert sich im Betriebsalltag die Verantwortung dafür, dass die erforderlichen Lern- und Entwicklungsprozesse erfolgen, zunehmend auf die Führungskräfte bzw. sie obliegt der Eigenverantwortung ihrer Mitarbeiter. Sie müssen zunehmend selbst dafür sorgen, dass sie attraktive Arbeitnehmer sind und bleiben. Und ihre Arbeitgeber, die Unternehmen? Sie stehen vor der Herausforderung in ihrer Organisation, die hierfür erforderlichen Lernlandschaften und -kulturen zu schaffen.
Das tun viele Unternehmen bereits meist Mithilfe der Digitaltechnik, denn sie haben erkannt: Mit Präsenzseminaren und -workshops allein gelingt uns der angestrebte Change nicht. Denn sie erfüllen in der modernen Arbeitswelt, in der das Lernen ein kontinuierlicher Prozess sein sollte, die erforderlichen Voraussetzungen nicht mehr; unter anderem, weil sie nicht flexibel genug handhabbar sind.
Digitale Lernformate und -konzepte gewinnen an Bedeutung
Deshalb setzen viele Unternehmen bei ihrer Personalentwicklung verstärkt auf digitale Lernformate, denn mit ihnen lassen sich Lernprozesse oft interaktiver und individueller sowie effektiver gestalten; speziell dann, wenn sie mit den traditionellen Lehr- und Lernmethoden zu sogenannten Blended-Learning-Konzepten verknüpft werden.
Doch den Mitarbeitern die erforderliche Lerninfrastruktur und die nötigen Lerntools zur Verfügung zu stellen, genügt in der Praxis meist nicht, um diese zu einem systematischen Lernen zu animieren. Das hat die Vergangenheit gezeigt. Vielmehr muss das Gros von ihnen zum Lernen animiert werden. Zudem sollten die Mitarbeiter in ihren Lern- und Entwicklungsprozessen unterstützend begleitet werden.
Weiterbildner und Führungskräfte werden „Learnfluencer“
Deshalb etabliert sich in der Weiterbildungsszene bzw. HR-Landschaft gerade der Begriff „Learnfluencer“ – in Anlehnung an den Begriff „Influencer“, den man aus dem Social-Media-Bereich kennt. Als „Learnfluencer“ werden im betrieblichen Kontext die Personen bezeichnet, die darauf hinarbeiten,
- die intrinsische Motivation der Mitarbeiter für das Lernen zu stärken,
- das individuelle und kollektive Lernen in dem jeweiligen Bereich oder Unternehmen zu verzahnen und
- in ihnen eine Lernkultur zu etablieren, die verstärkt auf Eigenverantwortung setzt.
Hierbei kann es sich außer um Führungskräfte, auch um firmeninterne Weiterbildner oder externe Berater, Trainer, Coaches handeln – also alle Personen, die in der betrieblichen Weiterbildung nicht selten auch als „Facilitator“, also Ermöglicher, bezeichnet werden. Anders als dieser Begriff betont der Begriff „Learnfluencer“ jedoch stärker die Funktion, für ein eigenständiges und -verantwortliches Lernen und die hierfür nötigen Einstellungs- und Verhaltensänderungen zu werben.
Führungskräfte haben eine Vorbildfunktion auch beim Lernen
Eine Schlüsselrolle beim Etablieren einer neuen Lernkultur in Unternehmen spielen stets die Führungskräfte, denn sie sind die zentralen Ansprechpartner der Mitarbeiter in ihrem Bereich. Deshalb hier einige Impulse bzw. Tipps für Führungskräfte, die sich in ihrem Umfeld als Learnfluencer profilieren möchten.
Learnfluencer-Tipp 1: Denken Sie stets daran, dass Sie als Führungskraft ein Vorbild für Ihre Mitarbeiter sind – auch in Sachen Lernen; des Weiteren, dass Sie ihnen durch Ihr Verhalten zeigen, was Ihnen wirklich wichtig ist.
Learnfluencer-Tipp 2: Machen Sie sich zur Gewohnheit, regelmäßig mit Ihren Mitarbeitenden zum Beispiel interessante Artikel, eigene Erkenntnisse, (Lern-)Erfahrungen usw. in den firmeninternen Kommunikationsplattformen bzw. Social Media zu teilen. Bitten Sie sie um ein Feedback auf Ihre Posts und geben Sie eine positive Rückmeldung, wenn Sie ein solches erhalten. Denn nur dann kommt eine Interaktion in Gang.
Learnfluencer-Tipp 3: Nutzen Sie selbsterstellte oder allgemein zugängliche Videos, um komplexe Prozesse zu erklären oder Best-Practice-Beispiele für ein Vorgehen zu präsentieren. Kurze, prägnante Tutorials und How-to-Guides, die in wenigen Minuten beispielsweise wichtige Vorhaben und Vorgehensweisen erklären, sind oft effektiver und wirken nachhaltiger als lange Vorträge. Dasselbe gilt für Video-up-dates.
Learnfluencer-Tipp 4: Setzen Sie mit sogenannten „Learning Nuggets“, die Sie beispielsweise per Mail versenden, regelmäßig kleine Lernimpulse bei Ihren Mitarbeitern. Diese können solche Titel wie „Tipp …“ oder „Wissensnugget der Woche“ tragen – und zum Beispiel auf vertiefende Info „für Interessierte“ auf Lernplattformen verweisen.
Learnfluencer-Tipp 5: Ermutigen Sie Ihre Mitarbeiter, ihr Wissen und ihre Lernerfahrungen in Team-Meetings und Online-Foren zu teilen. Führen Sie zum Beispiel regelmäßig „Learn & Lunch“-Sessions durch, bei denen sie bewusst nicht über die Alltagsarbeit sprechen, sondern beispielsweise ein Teilnehmer einen Impulsvortag zu einem interessanten Thema hält.
Learnfluencer-Tipp 6: Offerieren Sie Ihren Mitarbeitern – speziell denen die Sie weitgehend auf Distanz führen – regelmäßige (Online-)Coaching-Gespräche zum Thema Lernen und persönliche Entwicklung. Sprechen Sie in ihnen mit Ihren Mitarbeitern u.a. darüber, inwieweit ihre Lernziele realistisch sind, wie sie diese am ehesten erreichen und wie Sie sie dabei unterstützen.
E-Academy des IFIDZ unterstützt Sie beim „Learnfluencing“
Über den oben skizzierten Funktionswandel der Führungskräfte im Zuge der zunehmenden Digitalisierung auch der Lernprozesse in Unternehmen habe ich bereits in meinem Buch „Die Führungskraft als Influencer: Wie man Mitarbeiter als Follower gewinnt“ geschrieben.
Zudem hat das IFIDZ im Vorgriff auf diese absehbare Entwicklung vor zwei Jahren bereits seine E-Academy gegründet. Diese unterstützt Sie als Führungskraft beim Entwickeln der Kompetenzen, die Sie im digitalen Zeitalter bzw. KI-Zeitalter zum Wahrnehmen Ihrer (Führungs-)Funktion in Ihrer Organisation brauchen.
Hinweis: In dem Portal it-daily.net ist vor einigen Tagen ein Artikel zum Thema „Learnfluencer werden“ erschienen, in dem ich u.a. als Expertin zitiert bin.