19. Februar 2021 – Kennen Sie den alten Radio- und Fernsehmacher-Spruch: „Und bist Du noch so fleißig, wir senden nur eins dreißig.“ Mit ihm wird jungen Journalisten vermittelt, dass sie ihre Botschaften auf den Punkt bringen müssen.

 

An diesen Spruch musste ich denken, als vor einigen Wochen das Radio Dresden ein Interview mit mir führte zum Thema „Beziehungspflege und Kommunikation mit Freunden in Corona-Zeiten“.

 

 

Sich auf zwei, drei Kern-Botschaften fokussieren

 

Okay, der Spot, der seitdem wiederholt von dem Regionalsender gesendet wurde, dauerte letztendlich zwar 2 Minuten und 34 Sekunden. Doch zieht man hiervon das Intro des Moderators, seine Fragen usw. ab, betrug meine Redezeit auch nur maximal „eins dreißig“.

 

In dieser Zeit kann man keine ausschweifenden Herleitungen vornehmen und Erklärungen abgeben. In ihr kann man maximal zwei, drei Tipps bzw. Kernbotschaften über den Äther jagen. Mehr nicht! Das habe ich denn auch getan. Das Ergebnis hören Sie hier.

 

 

Ein Viel-Reden ermüdet auch bei Online-Meetings

 

An den Spruch „Und bist Du noch so fleißig, wir senden nur eins dreißig“ muss ich aber auch oft denken, wenn ich als Gast Video-Konferenzen und -Calls in Unternehmen lausche. Auch dann denke ich zuweilen: „Mann (bzw. Frau), bringe Deine Botschaft auf den Punkt“ – zum Beispiel, wenn die Erklärungen von Führungskräften so ausufernd sind, als säßen sie in einem Präsenzmeeting, bei dem der Raum für 1,5 Stunden „angemietet“ ist. Dabei ist die Aufmerksamkeitsspanne ihrer Zuhörer bei Online-Meetings viel niedriger als bei Präsenzveranstaltungen.

 

 

Ein Lang-Reden kompensiert keine Kommunikationsdefizite

 

Nicht selten habe ich bei Online-Meetings sogar den Eindruck: Die Statements der Führungskräfte sind länger als sonst. Warum? Den Führungskräften ist bewusst, dass, weil ihre Mitarbeiter zum Beispiel im Home-Office arbeiten, ein gewisses Kommunikationsdefizit besteht. Das ehrt sie! Ein Irrweg ist aber der Versuch, dieses Defizit durch ein Viel- oder Lang-Reden in den Online-Meetings auszugleichen. Das führt nur dazu, dass in den Zoom- oder Teams-Meetings letztlich alle Teilnehmer ermüden.

 

 

Auch mal – einfach so – zum Telefonhörer greifen

 

Deshalb mein Appell an alle Führungskräfte: „Überlegt Euch vor jedem Online-Meeting genau, welche Botschaften Ihr ‘rüberbringen möchtet und bringt diese auf den Punkt.“ Und das Kommunikationsdefizit, das dadurch entsteht, dass bei Mitarbeitern im Homeoffice der sonst übliche Small-Talk im Flur, in der Kantine, zwischen Tür und Angel entfällt? Dieses könnt Ihr dadurch ausgleichen, dass Ihr ab und zu zum Telefonhörer greift und mit dem Mitarbeiter ein paar (persönliche) Worte wechselt oder ihm – einfach so – mal eine WhatsApp-Nachricht oder Nachricht im Intranet schreibt. Auch das gehört zum Mitarbeiter-Führen in Corona-Zeiten.