16. April 2025 – „Bitte, nicht schon wieder, was Neues.“ Denken Sie das auch zuweilen, wenn Ihnen mal wieder ein neues Leadership-Konzept auf den Tisch flattert, das vorgibt alle Führungsprobleme zu lösen, mit denen Führungskräfte im Arbeitsalltag kämpfen?

Die Berater-Branche ist eine kreative. Sie kreiert unter anderem immer wieder neue Begriffe, die einerseits auf das sich wandelnde Umfeld reagieren, von denen sich die Consultants aber auch versprechen, dass sie sich und ihre Leistungen besser vermarkten können.

Leadership-Konzepte gibt es – gefühlt – wie Sand am Meer

Als Beispiel sei hier das Themenfeld „Leadership“ genannt, auf das sich – außer mir – sehr viele Berater spezialisiert haben, unter anderem, weil Führung eine Kernfunktion in jedem Unternehmen ist.

Als Marktbeobachter gewinnt man zuweilen den Eindruck: Gefühlt kommt fast jeden Monat ein neues Leadership-Konzept auf den Markt. Als Beleg hierfür seien hier exemplarisch nur die Begriffe „Agile Leadership“, „Change Leadership“, „Female Leadership“, „Mindful leadership“ „Situational Leadership“, „Sustainable Leadership“, „New Leadership“, „Next Generation Leadership“, „Virtual Leadership“, „Transformational Leadership“ genannt … und selbstverständlich der Begriff „Influencer Leadership“, den ich vor vier, fünf Jahren mit meinem Buch „Die Führungskraft als Influencer:….“ prägte.

Gemeinsam ist all diesen Konzepten: Sie beschäftigen sich mit dem Thema Führung. Zugleich setzen sie bei ihm – abhängig davon, aus welcher Perspektive sie sich dem Thema nähern – den Fokus jedoch unterschiedlich und leiten hieraus dann ihre Schlussfolgerungen ab.

Leadership-Konzepte spiegeln oft den aktuellen „Need“ und „Zeitgeist“ wider

So war zum Beispiel der Begriff „Agile Leadership“ im Zeitraum 2015 bis 2020 „en vogue“, als Welt darüber sprach, die Unternehmen müssten agiler werden. Doch heute spricht kaum jemand mehr hierüber, obwohl dieser „Need“ weiterhin besteht. Und die Begriffe „New Leadership“ und „Virtual Leadership“? Sie wurden 2020 gehypt, als sich Corona-bedingt die Zusammenarbeit in den Betrieben – scheinbar über Nacht – massiv änderte und zunehmend virtueller bzw. hybrider wurde. Doch heute? Ähnlich verhält es sich mit dem Begriff „Sustainable Leadership“, der mit dem Thema Klimawandel eng verbunden ist.

Und der Begriff „Transformational Leadership“? Er gewinnt seit zwei, drei Jahren  statt dem Begriff „Change Leadership“ an Bedeutung, seit aufgrund solcher „Schwarzer Schwäne“, also (weitgehend) unvorhergesehener Ereignisse, wie der Corona-Pandemie, dem Ukraine-Krieg und seinen Folgen, dem Gaza-Konflikt und aktuell der chaotischen (Wirtschafts-)Politik der Trump-Regierung zunehmend deutlich wird: Um künftig erfolgreich zu sein, genügt es in bei vielen Unternehmen nicht mehr, dass sie gewisse Change-Prozesse durchlaufen; sie müssen vielmehr ihre aktuellen Geschäftsmodelle grundsätzlich hinterfragen und sich zum Teil gänzlich neu im Markt positionieren.

Ja, Führungskräfte müssen auch Hoffnungsträger sein

Ein weiteres Leadership-Konzept, das in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist das sogenannte „Positive Leadership“, das vorgibt die Positiven Psychologie – die ebenfalls aktuell gehypt wird – auf den Führungsbereich zu übertragen.

Dieses Konzept gewinnt, so mein Eindruck, umso stärker an Bedeutung, je mehr Krisen weltweit zu bewältigen sind und je mehr negative Nachrichten auf uns einprasseln, weshalb sich immer mehr (Menschen bzw.) Mitarbeitende in den Unternehmen fragen:

  • Was kommt da noch auf uns zu?
  • Wie soll das alles weitergehen?

und nicht wenige hoffnungslos in einer Depression versinken, weil sie kein Licht am Ende des Tunnels mehr sehen, weshalb es auch zunehmend zu einer zentralen Führungsaufgabe wird, Zuversicht ausstrahlen und Hoffnungsträger zu sein.

Das Positive Leadership Konzept greift meines Erachtens zu kurz

Das alles stimmt. Dessen ungeachtet – und trotz der Tatsache, dass ich 2024 den Titel „Master of cognitive Neuroscience (AON) an der Academy of Neuroscience erwarb – stehe ich dem Positive-Leadership-Ansatz jedoch tendenziell eher reserviert gegenüber, denn er greift meines Erachtens zu kurz.

Denn für jede Führungskraft gilt: Sie ist nicht nur Führungskraft. Es ist zugleich zum Beispiel auch Team- oder Abteilungsleiter sowie hierarchischer Vorgesetzter ihrer Mitarbeitenden und muss dafür sorgen, dass der ihr anvertraute Bereich seinen (vorgegebenen) Beitrag zum Erreichen der Unternehmensziele leistet. Sie ist zudem verantwortlich dafür, dass das ihr unterstellte Team so zusammenarbeitet, dass es die vorhandenen Ressourcen effektiv nutzt und sein Potenzial voll entfaltet.

Dessen sollte sich eine Führungskraft stets bewusst sein, denn ihre Leistung wird letztlich an der Leistung ihres Teams gemessen.

Die Rollenvielfalt macht das Führen zu einer hochkomplexen Aufgabe

Gerade die Tatsache, dass eine Führungskraft – stets auch

  • hierarchischer Vorgesetzter ihrer Mitarbeitenden ist,
  • der Top-Entscheider in dem ihr anvertrauten Bereich ist und
  • der verantwortliche Manager dafür ist, dass dieser seinen Beitrag zum Unternehmenserfolg leistet,

macht aus meiner Warte die Führungsfunktion zu einer hochkomplexen Aufgabe, die immer schwieriger erfolgreich wahrzunehmen ist, weil das Umfeld sich immer schneller ändert, weshalb auch eine langfristige Planung kaum noch möglich ist.

Ende Mai erscheint mein neues Buch „Führen mit Alpha Intelligence:…“

Unter anderem obige Gedanken gingen mir durch den Kopf, als ich mein neues Buch „Führen mit Alpha Intelligence: Startklar für die Arbeitswelt der Zukunft“ schrieb, das Ende Mai im Haufe Verlag erscheint.

In ihm versuche ich unter anderem

  • die neuesten neurowissenschaftliche Erkenntnisse mit den aktuellen Veränderungen im Managementbereich zu verbinden und
  • einen Führungsansatz zu entwerfen, der Führungskräften hilft, ihre immer herausfordernder werdende Funktion in der modernen, von rascher Veränderung geprägten, hybriden Arbeitswelt zu erfüllen.

Ich freue mich schon jetzt auf die Rückmeldung von dessen LeserInnen, inwieweit mir dies gelungen ist – also auch vielleicht von Ihnen.

Vortrag zum Thema Alpha Intelligence und Führung bzw. Leadership

Aktuell „stricke“ ich übrigens an einem Vortrag zum Thema Alpha Intelligence und Führung bzw. Leadership. Sein Arbeitstitel lautet: „Wenn Führung an Grenzen stößt: Zeit für Alpha Intelligence? So geht Führung von morgen“. Dieser soll bis zum Erscheinen meines Buches fertig gestellt sein. Dann werden Sie ihn auch auf meiner persönlichen Webseite und der IFIDZ-Webseite finden. Vielleicht wäre ein solcher (Impuls-)Vortrag für Sie bzw. Ihre Organisation zum Beispiel im Rahmen eines Kickoffs für ihre Führungskräfte interessant. Ich würde mich darüber freuen.