Führung erlebt in der Corona-Krise eine Renaissance
Während der Corona-Pandemie sind die Führungskräfte der Unternehmen wieder verstärkt als Führungskräfte gefragt. Diese Vermutung legt das aktuelle Leadership-Trendbarometer des IFIDZ nahe.
127 Führungskräfte zum Thema Führung befragt
In der Online-Befragung, die dem Trendbarometer zugrunde liegt, wollte das IFIDZ von den teilnehmenden Führungskräften wissen, was für sie in Corona-Zeiten die größten Herausforderungen im Bereich der Mitarbeiterführung und -kommunikation sind. Maximal drei Antworten waren möglich. Unter den Top 4 landeten bei der Befragung zwei Items, die nach unserer Überzeugung eng mit der tiefen Verunsicherung zusammenhängen, die zurzeit viele Mitarbeiter empfinden.
Herausforderung: Mitarbeitern Halt und Orientierung geben
So gaben fast drei Viertel der 127 befragten Führungskräfte (73 Prozent) an, eine zentrale Herausforderung von ihnen sei, „den Mitarbeitern die erforderliche Orientierung und den nötigen Halt zu geben“; zudem nannten 55 Prozent als eine ihrer größten Herausforderungen, „sich ausreichend Zeit für die Mitarbeiter und ihre Fragen zu nehmen“.
Herausforderung: Mitarbeiter aus der Ferne führen
Ebenfalls unter den Top 4 der größten Herausforderungen landeten zwei Items, die eng mit der aktuell erhöhten Notwendigkeit zusammenhängen, Mitarbeiter auf Distanz zu führen. So nannten fast zwei Drittel der befragten Führungskräfte (65 Prozent) als eine ihrer größten Herausforderungen zurzeit, „die Beziehung zu den Mitarbeitern im Home-Office aufrecht zu erhalten“ und über die Hälfte (51 Prozent) generell die Aufgabe, „Mitarbeiter aus der Distanz bzw. aus der Ferne zu führen“.
Herausforderung: die Beziehung und den Teamspirit bewahren
Dabei scheint den Führungskräften neben dem Aufrechterhalten der Beziehung zu den einzelnen Mitarbeitern auch das Aufrechterhalten des Teamspirits unter den aktuellen Rahmenbedingungen zunehmend Probleme zu bereiten. Zumindest gaben 45 Prozent von ihnen an, eine ihrer drei größten Herausforderungen sei, „den für die Leistungserbringung nötigen Teamspirit zu bewahren“. Alle anderen in der Befragung genannten Herausforderungen scheinen gegenüber den vorgenannten eine eher untergeordnete Rolle zu spielen.
Rolle der Führungskräfte wandelt sich im Pandemie-Verlauf
Dieses Ergebnis ist u.a. bemerkenswert, weil beim letzten Leadership-Trendbarometer im März 2020, also unmittelbar nach Ausbruch der Corona-Pandemie, die Führungskräfte als größte Herausforderungen noch Aufgaben nannten, die sehr eng mit ihrer Entscheiderfunktion verknüpft sind. So betonten zum Beispiel 58 Prozent, eine ihrer größten Herausforderungen sei die „Prioritätensetzung: Schnell und richtig entscheiden in der Krise“.
Das heißt, die Rolle der Führungskräfte wandelte sich im Krisenverlauf. Während sie unmittelbar nach Ausbruch der Pandemie in Europa primär als Entscheider gefragt waren, sind sie je länger die Krise andauert und scheinbar zum Normalzustand wird, immer stärker als „Führungskräfte“ gefragt.
Führung ist und bleibt in der VUKA-Welt wichtig
Angesichts der Umfrageergebnisse kann man laut IFIDZ-Überzeugung von einer „Renaissance von Führung“ in der aktuellen Krise sprechen. Wurde bis zum Ausbruch der Pandemie unter solchen Schlagworten wie Holocracy noch lebhaft darüber diskutiert, inwieweit Führung und Führungskräfte im Unternehmen der Zukunft überhaupt noch nötig seien, so zeigte sich im Krisenverlauf überdeutlich: „Führung muss sich zwar wandeln, wird aber im digitalen Zeitalter bzw. in der VUKA-Zeiten immer wichtiger.“ Diese These vertrat das IFIDZ auch schon vor dem Ausbruch der Pandemie.
Die Befragungsergebnisse im Detail
Die konkreten Befragungsergebnisse des aktuellen Leadership-Trendbarometers haben wir unten für Sie publiziert. Die nächste Umfrage planen wir im Frühjahr 2020. Wir würden uns freuen, wenn Sie dann wieder an der Online-Befragung teilnehmen würden.