06. August 2019 – Viele Unternehmen und ihre Mitarbeiter haben noch eine distanzierte Beziehung zum Thema „Künstlichen Intelligenz“. Dies ist ein Ergebnis des Leadership-Trendbarometers des Instituts für Führungskultur im digitalen Zeitalter (IFIDZ).

 

Die Haltung zum Thema „Künstliche Intelligenz (KI)“ ist bei den meisten Unternehmen und ihren Führungskräften noch eher kritisch-distanziert sowie abwartend-skeptisch. Zu diesem Ergebnis kommt das jüngste Leadership-Trendbarometer des IFIDZ, an dem 108 Führungskräfte aus dem deutschsprachigen Raum teilnahmen.  Diese Haltung betrifft sowohl die persönliche Einstellung der Befragten bezüglich der Relevanz des Themas, als auch ihr Wissen hierüber; des Weiteren ihr Verständnis hierfür und ihr  Erfahrung hiermit. .

 

KI-Skepsis führt schnell zu einer (Denk-)Blockade

So sind zum Beispiel weniger als die Hälfte der Befragten (45%) der Auffassung, dass die Anwendung von KI den Unternehmen mehr Vor- als Nachteile bringe. Zudem sind weniger als ein Drittel (31%) der Meinung, dass die Führungskräfte überproportional von der KI profitieren könnten. Und bezogen auf die Unternehmensentscheidungen sind noch nicht einmal ein Viertel der Befragten (21%) der Überzeugung, dass die KI eine wichtige Unterstützung hierbei sei.

Diese kritisch-distanzierte Haltung ist laut Aussage von Barbara Liebermeister, der Leiterin des IFIDZ, nicht grundsätzlich negativ: „Eine gesunde Skepsis gegenüber neuen Technologien ist wichtig und muss oft auch sein.“ Kontraproduktiv werde die Skepsis jedoch, wenn sie zu einer (Denk-)Blockade führe. „Und dieser Eindruck drängt sich uns auf, wenn z.B. drei von vier Befragten der Meinung sind, dass KI nicht zur Vorbereitung, Fundierung und Herleitung von Unternehmensentscheidungen genutzt werden solle“ – also einem der Haupteinsatzfelder der KI im Unternehmenskontext.

 

Wenig Know-how und geringe KI-Erfahrung

Ursachen für die skeptische Haltung der Befragten gegenüber dem Themenfeld KI könnten ein fehlendes Know-how sowie mangelnde Erfahrung hiermit sein. So bestätigen zwei Drittel der Befragten (66%), dass in ihrem Umfeld das Know-how über KI sehr gering sei. Die überwiegende Mehrheit (78%) gab zudem an, selbst nicht zwischen „starker“ und „schwacher KI“  unterscheiden zu können – eine nicht unwesentliche Unterscheidung zum Verständnis von KI:

Eine „schwache KI“ ist nur in definierten Teilbereichen „intelligent“ und kann einzelne Aufgaben sehr effizient erledigen – zum Beispiel einfache Bestellungen entgegen nehmen und den Bearbeitungsprozess in Gang setzen. Eine „starke KI“ hingegen kann auch komplexere Aufgaben analysieren und lösen und lernt hierbei. Damit kommt sie der menschlichen Intelligenz  näher.

Bislang werden fast alle existierenden KI-Anwendungen der schwachen KI zugeordnet; im Bereich der starke KI gibt es erst wenige in Ansätzen entwickelte Anwendungen.

Die Kenntnis dieses Unterschieds kann nach IFIDZ-Überzeugung als ein Indikator dafür betrachtet werden, inwieweit sich eine Person schon intensiv mit dem Thema KI befasst hat. Bestätigt wird dies durch die Selbsteinschätzung der Befragten: Nur 10 Prozent stufen sich selbst als „geschätzte Gesprächspartner“ zum Thema Künstliche Intelligenz ein.

 

Mögliche Einsatzgebiete der KI unbekannt

Dieses fehlende Wissen korreliert offenbar mit einem geringeren Verständnis von KI  im Sinne einer tiefergehenden Durchdringung des Themas. So wissen z.B. nur ein Viertel der Befragten (25%), welchen Einfluss das Thema KI auf ihren eigenen Arbeitsbereich haben könnte. Und nur knapp ein Drittel (31%) gibt an, bereits positive Erfahrungen mit KI gemacht zu haben – z.B. in Form von Chatbots oder Sprach-und Bilderkennung.

 

„Diese Zurückhaltung bei der Auseinandersetzung mit dem KI-Thema deckt sich mit den Ergebnissen unserer individuellen Führungsdiagnostik“, betont Patrick Merke, Mitglied der Institutsleitung des IFIDZ. Auch bei ihr zeige sich: Ein Großteil der Führungskräfte hat sich noch nicht aktiv und intensiv mit dem KI-Thema befasst. Zwar müsse nicht jede Führungskraft ein KI-Experte sein, doch ein so niedriger Kenntnisstand sei bedenklich, „da das Thema KI aktuell zu den bedeutendsten Innovationsthemen zählt“, so Merke.

 

KI wird Geschäftsprozesse und -modelle verändern

Die Ergebnisse des IFIDZ-Leadership-Trendbarometers bestätigen, laut Liebermeister, die Ergebnisse anderer Studien zu diesem Thema, denen zufolge in vielen Unternehmen im deutschsprachigen Raum ein Wissensdefizit bezüglich der potenziellen Einsatzmöglichkeiten von KI besteht. Dieses gelte es zeitnah zu beheben, da im Bereich KI aktuell sehr intensiv geforscht werde und mit hoher Geschwindigkeit neue KI-Anwendungen entwickelt würden, die das Potenzial hätten „nicht nur die Geschäftsprozesse in den Unternehmen ganz neu zu gestalten, sondern auch ganz neue Geschäftsmodelle zu entwickeln“. Und diese müssen, so eine Überzeugung des IFIDZ zumindest die Top-Entscheider in den Unternehmen kennen, wenn sie zukunftsfähige Strategien für ihr Unternehmen entwickeln möchten.

 

Nähere Infos über IFIDZ-Leadership-Trendbarometer „Künstliche Intelligenz (KI) in Unternehmen“ finden Interessierte hier.